Ein kurzer #München #Rant – Naturschutz ja, aber nur halb

#instamünchen #instafrühling

Ein von Markus Pflugbeil (@markuspfl) gepostetes Foto am

In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal am Oberföhringer Wehr (Bild oben) vorbei auf der rechten Isarseite Richtung Föhringer Brücke gefahren. Gleich nach dem Wehr wurde zwischen Fuß- bzw. Radweg eine „Fischaufstiegsanlage“ angelegt. Nun bin ich zwar kein Experte für Wasser- bzw. Landschafts- und Gartenbau, dennoch erscheint die dem Isarufer abgerungene Anlage mit viel Naturstein und Stahlbeton (!) und kleinteiligen Einbauten, die sich bei Bedarf wieder verändern lassen, nicht von der billigen Art zu sein*.

Gut so, möchte man ausrufen! Der Mensch staut den Fluss zu seinem Nutzen, umso besser wenn er dabei an die Tiere denkt – hoffentlich nicht nur Feinschmecker, die den Donaulachs genannten Huchen erhalten wollen. Aber auch für Nasen und andere „Langdistanzwanderfischarten“, soll die Isar so wieder attraktiv werden. 820.000 Euro kostete der Spaß für die Fische, ein Viertel davon aus Mitteln des Freistaats, also unseren Steuergeldern finanziert, den Rest übernahm E.ON, als Betreiber des Kraftwerks; so die übereinstimmenden Berichte in Merkur Online und Wochenanzeiger.

Doch warum, so fragt sich der Beobachter, wurde die Anlage bisher, ich beobachte das schon im zweiten Jahr, nicht zu Ende ausgeführt, oder womöglich gar nicht zu Ende geplant?

Unterer Abschnitt mit Einstieg der Fischaufstiegsanlage. Deutlich sichtbar dank roter Anoraks  Ausflügler direkt am Fischeinstieg.

Unterer Abschnitt mit Einstieg der Fischaufstiegsanlage. Deutlich sichtbar dank roter Anoraks Ausflügler direkt am Fischeinstieg.

Am Einstieg für die Fische, also gegen die Fließrichtung der Isar, fehlen Zaun und Absperrung, stattdessen führen fahrzeugbreite, flache Trampelpfade bis direkt vor die Fischtreppe – quasi eine Einladung für alle die dort vorbeikommen, und das sind an schönen Tagen viele: Eltern mit Kinderwagen, Radler, Sonnenanbeter. Warum schützen nur provisorische Zäune und unfreundliche ‚Betreten Verboten‘-Schilder die teure Fischleiter. Nichts gegen die Kinder, die von ihren Eltern hier ans Wasser gebracht werden. Aber, ob sich der Huchen die Leiter rauftraut, wenn am Einstieg ständig jemand Steine ins Wasser wirft… Man mag einwenden, dass der Huchen ja nur im März und April flußaufwärts zum Laichen wandert – doch heute war noch April! Oder kann jemand bestätigen dass die Laichzeit schon abgelaufen ist?

..."den Fischen das ungestörte Wandern ermöglichen" nun ja, versteht wohl nicht jeder sofort, was das bedeutet...

…“den Fischen das ungestörte Wandern ermöglichen“ nun ja, versteht wohl nicht jeder sofort, was das bedeutet…

Gegen eine einladende Sonnenterrasse hilft kein Schild

Wer plant so etwas und wer glaubt, dass sich der verwöhnte Stadtbewohner, mia san mia, von ein paar popeligen Schildern  abhalten lässt? Zu gut die Sonnenlage, zu einfach der Einstieg, zu provisorisch der Zaun, zu einladend die Beton- und Natursteinflächen. Mehrere kleine ‚Betreten Verboten‘-Schilder erklären zwar im Kleingedruckten, dass der Fisch Ruhe beim Aufstieg braucht. Die große Erklärung fehlt aber leider. Ich würde mir an schönen Tagen einen Natur-Bufdi wünschen, der die Anlage erklärt und vor Ort mit freundlichen Worten dafür sorgt, dass die Fische ihre Ruhe bekommen  (Auch wenn ich sonst oft USA-skeptisch bin, die Ranger in den dortigen Parks könnten Vorbild dafür sein). Dann wird sich die teure „Fischaufstiegsanlage“ auch lohnen, nicht aber, wenn unten Sonnenanbeterparty ist. Dann heißt es später wieder „Naturschutz ist rausgeschmissenes Geld“. Logisch, und nicht ganz unberechtigt, wenn nicht zu Ende gedacht oder geplant wird.

Blick vom gegenüberliegenden Ufer: Ein Sonnenanbeter hinter dem Zaun (rote Markierung rechts)

Blick vom gegenüberliegenden Ufer: Ein Sonnenanbeter hinter dem Zaun (rote Markierung rechts)

Weiß jemand mehr über die Anlage? Gibt es vielleicht gar Pläne, den Einstieg besser zu schützen? Besteht die Möglichkeit, der geführten Erläuterung der Anlage durch einen Experten? Aus der Beschilderung vor Ort geht leider nicht viel hervor.

So sieht die Anlage im Detail aus.

So sieht die Anlage im Detail aus.

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* Für 680.000 Euro erbrachte offenbar das Unternehmen Mayerhofer Bau folgende Arbeiten:

ca. 2500 m³ Erdarbeiten
ca. 1000 m² Spundwandarbeiten
ca. 600 lfm Verpresspfähle Betonarbeiten
ca. 500 m² Böschungssicherung mit Erdvernagelung
ca. 500 m³ Betonarbeiten
ca. 200 m² Gabionenarbeiten
ca. 1000 m Kanal- und Drainageleitungen DN 300

Siehe hier.

2 Comments on “Ein kurzer #München #Rant – Naturschutz ja, aber nur halb”

  1. das ist das Gleiche wie bei uns in Pasing mit einer Wiese in der sich keine Hunde aufhalten sollen zum Schutz der Wildtiere. Aber den Hundebesitzern sind die Wildtiere egal, auch wenn ihr Tier eines jagd finden sie das noch lustig. Leider schon mehrfach beobachtet. Der Wanderfalke und seine Jungen müssen sich wie der Biber wohl bald wieder einen neuen Platz suchen. Immobilienfirmen wollen den Biber ganz weg haben. Ich katalogisiere gerade Tiere damit wenigstens nach den kommenden Baumaßnahmen noch ein Foto von ihnen bleibt.

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