Ein Samstag mit dem blauen Kurfürsten – Lustwandeln
Nein, der bayerische Kurfürst Max Emanuel (1662 – 1726) war wohl nicht besonders prunksüchtig und auch nicht der reichste unter den europäischen Fürsten des 17. und 18. Jahrhunderts. Aber offenbar wusste er genau, was er wollte: die Kaiserkrone für sich oder zumindest seine Kinder. Diesem Ziel schien er alles unterzuordnen, dafür orientierte er sich an dem prunkvollsten der damaligen Zeit, dem französischen König Ludwig den Vierzehnten, genannt Sonnenkönig. Einen Eindruck davon, was das für den bayerischen Monarchen bedeutete, bekommt man noch heute im Neuen Schloss Schleißheim bei München: Der Prunk der Architektur als Ausdruck des absolutistischen Herrschaftsanspruchs.
Vorbild des Spiegelsaals ist der im französischen Prunkschloss Versailles. Die Gartensymmetrie wird von der Zahl Acht, symbolisch für Unendlichkeit und Macht, bestimmt. Die Architektur, allen voran das bombastische Treppenhaus, weist auf den Anspruch hin, den Max Emanuel hatte. Um dem Ziel, Kaiser zu werden und Bayern bedeutender zu machen, führte er Kriege, wechselt die Verbündeten und verheiratete seine Kinder strategisch. Als bedeutender und erfolgreicher Feldherr in den Kriegen gegen die Türken (genauer: das osmanische Reich) bekam er von ihnen den Spitznamen „blauer König“, weil er immer mit blauer Schärpe auf dem Schlachtfeld unterwegs war – inoffizieller Hashtag von #Lustwandeln für diesmal #blauerKurfuerst.
Dieser Spitzname bildete auch die Klammer des Tweetwalk, einer speziellen Führung für Social-Media-Afficionados, durch das Schloss und in die Schlossgärten. Der Plural ist dabei angebracht, den neben dem symmetrischen französischen Garten direkt vor der Schlossterrasse, gibt es noch Obstgärten und andere Haine. Die Schlossgartenverwaltung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Nutzgärten ebenfalls zu pflegen und züchtet dort zahlreiche seltene Apfel- und andere Obstsorten. Schon zu früheren Zeiten diente die Umgebung des Schlosses zur Versorgung seiner Bewohner und des Umlandes.
Auch heute können Äpfel aus dem Schlossgarten in einem kleinen Laden gekauft werden, dort gibt es auch den Max Emanuel in flüssig, einen Zwetschgenbrand mit dem Namen „Blauer Kurfürst“. Diesen (und andere Obstbrände und Liköre) durften wir nach dem Abschluss der Schlossführung nach knapp drei Stunden auch verkosten – in der Aufwärmküche unterhalb des Schlosses (der Kurfürst mochte den Küchengeruch nicht, also ließ er die Speisen im alten Schloss zubereiten, durch einen Gang ins neue Schloss bringen und dort nur aufwärmen, daher der Name). Auch damit wurde eine Klammer geschlossen, war doch der Höhepunkt sicherlich der Besuch des Schlossdaches 36 Meter über dem Gartengelände.
Eine tolle Social-Media-Aktion der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, die für die Erhaltung des Schlosses zuständig ist. Die Mischung aus spektakulären Blicken vom Dach, kurzweiligen Informationen zu den prunkvollen Räumlichkeiten, die Erklärung der Restaurierung des Gartens gab genügend Anlass zur digitalen und sozial-medialen Verbreitung in Bild, Schrift und Ton – umgehend auf Twitter, Instagram oder Facebook unter dem Hashtag #Lustwandeln oder, wie hier, auf dem Blog. Danke an unsere Guides der Bayerischen Schlösserverwaltung und der Schlossgartenverwaltung. Allen voran geht der Dank jedoch an Tanja Praske vom Blog Kultur, Museum, Talk für die Planung, Vorbereitung, Organisation und das Netzwerken drumherum.
Ich freue mich auf das nächste Mal, vielleicht die Residenz in München oder eines der vielen anderen Schlösser in Bayern, Tagesausflug erwünscht.
Lieber Markus,
du Schlingel, gerade erst deinen wunderbaren Bericht gesehen und gelesen!
Was mich beeindruckt ist diese Vielfalt eurer Berichterstattungen (Heinrich, Alexandra und du) und das trotz der Euphorie aus absolut ungewöhnlichen Perspektiven die Schlossanlage zu erkunden und zu erfotografieren.
Deine Idee zum Schluss trage ich weiter. Merci für das Lob: Hier waren alle beteiligt, du, die Teilnehmer vor Ort und im Netz, vor allem die Schlösserverwaltung, die eine Neuauflage und Weiterentwicklung des Tweetwalks einging. Alle zusammen zeichneten wir ein grandioses Bild der Barockkunst.
Ich bin noch sehr neugierig, wie es weitergeht. Der Anfang macht mich schon fast sprachlos!
Herzlich,
Tanja
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Hallo Markus,
Schön deine Eindrücke hier zu lesen, es war wirklich ein tolles #lustwandeln durch die Schlossanlage. Sehr schöne Fotos – die Tatsache, dass wir keinen strahlend blauen Himmel hatten macht die Fotos erst richtig interessant! 🙂
Liebe Grüße,
Nina
Hallo Nina, wenn ich was gelernt habe, dann, dass man sich nicht vom Wetter vom fotografieren abhalten lassen darf. Die Organisation war ja zum Glück so durchdacht, dass wir nicht immer nur in der Kälte waren. Beste Grüße Markus
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Hallo Markus,
deine Fotos sind echt klasse geworden. Fast besser als das Original!
Ich finde deinen Vorschlag super, dass wir öfter Tweetwalks in unseren Häusern ermöglichen und veranstalten. Es gibt da noch eine Menge verstaubte Schleichwege, verborgene Zimmer oder rutschige Dächer zu entdecken.
Es wäre auch sehr spannend, welche interessanten Winkel und Ecken du dann mit deiner Kamera einfängst!
Vielen lieben Dank für deinen tollen Beitrag und es war sehr schön, dass du mit uns zusammen durch Schleißheim gelustwandelt bist!
Liebe Grüße aus der Nymphenburg
Gesine von der Schlösserverwaltung
Hallo Gesine, danke für deinen Kommentar. Das bringt mich auf den Gedanken, dass ein #Photowalk natürlich auch mal eine tolle Sache wäre. Ja, diese besonderen Zugänge, die man als „Standardbesucher“ nicht bekommt haben ihren besonderen Reiz. Aber auch für einen Spaziergang oder einfach mal die Seele baumeln lassen ist ein Spaziergang durch den Schlosspark genau richtig. Da habe ich jetzt ein paar Fleckchen mehr kennengelernt und die Hintergründe dazu. Vielen Dank dafür.
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