Festbrennweiten – vielfach unterschätzt?

Jahrzehntelang war ich auf der Suche nach dem optimalen Zoomobjektiv – wohl wissend, dass ernst zu nehmende Experten und Autoren in Fachpublikationen immer darauf hinwiesen und hinweisen, dass es sich bei einem Zoom immer um einen Kompromiss handeln muss: möglichst großer Brennweitenbereich, möglichst große Lichtstärke und geringes Gewicht bei kleiner Baugröße sind der Traum vieler, nicht nur Amateur-, Fotografen. Nun werde ich, überraschend für mich, wieder zum Fan von Festbrennweiten, offensichtlich. Dafür gibt es aber gute Gründe…

Marienplatz München: Derzeit Bikiniwerbung statt Büchertempel: Olympus OM-D E-M5II mit DG Summilux 1,7/15mm.

Marienplatz München: Derzeit Bikiniwerbung statt Büchertempel: Olympus OM-D E-M5II mit DG Summilux 1,7/15mm.

Ich besaß in der Vergangenheit schon viele Objektive, darunter auch ein 2,8/180mm und ein 2,8/35mm. Das war noch in der analogen Zeit und an beide habe ich keine so guten Erinnerungen. Von dem Tele ist ein superscharfes Schnappschussporträt übrig geblieben, ansonsten war mir das klobige Objektiv zu schwer, um es dauerhaft dabei zu haben. Auf expliziten Fototouren war ich so gut wie nie, fotografieren ist für mich ein „immer dabei aber auch nebenbei Hobby“. An das leichte Weitwinkel habe ich so gut wie keine Erinnerungen, außer dass es nie weitwinkelig genug war.

Im Einsatz beim Streetlife Festival in München als sogenannte Reportage-Brennweite:

30mm (KB) im Einsatz beim Streetlife Festival in München, von vielen als sogenannte Reportage-(Fest-) Brennweite bezeichnet.

Mit der Digitalkamera hat man ja nicht mehr das Problem, für 36 Bilder auf eine Empfindlichkeit festgelegt zu sein; deshalb dachte ich, dass Zoomproblem sei gelöst (superteure und superschwere semiprofi Ausrüstung mal außen vor). Das schwere 16-80mm (24 bis 120 KB) Zeiss für Sony war deshalb noch eine Investition wert und es hat mir beste Dienste geleistet, auch wenn es schwer ist. Das große alte 100-300mm (KB) Apo-Tele von Minolta habe ich nur noch mitgeschleppt, aber zusehends selten verwendet, obwohl es auch an der Digitalkamera beste Qualität erzeugte. Manchmal kam es mit an den Strand für Segler und Surfer oder Aufnahmen von Kähnen im Sonnenuntergang am Horizont (die ohne Stativ aber in den meisten Fällen deutliche Unschärfen aufweisen).

Ideales Portrait-Objektiv 1,8/45mm (90mm KB) von Olympus. In Italien am Ende der Mittagspause.

Ideales Portrait-Objektiv 1,8/45mm (90mm KB) von Olympus. In Italien am Ende der Mittagspause.

Aufgrund einer Herstellersonderangebotsaktion entschloss ich mich zu meiner eigenen Überraschung, das 1,8/45mm Micro-Four-Thirds von Olympus mit zu beschaffen. Und siehe da: ich bin schwer begeistert. Portraitaufnahmen mit einer extremen Schärfedifferenz zwischen Gesicht und Hintergrund gelingen wie von selbst und in der zweiten Runde begeistert mich die klare Schärfe und Farbe bei Nachtaufnahmen. Hat mir während der Aufnahmen die Zoomfunktion gefehlt – nein. Im Gegenteil, die erste Festbrennweite seit langem hat Lust auf mehr gemacht.

 1,8/45mm (90mm KB) von Olympus: Blick in die Brienner Straße in München.

1,8/45mm (90mm KB) von Olympus: Blick in die Brienner Straße in München.

Seit wenigen Tagen nenne ich nun ein 1,7/15mm (30mm KB) mein Eigen, ein Leica für Panansonic Lumix, dass Dank herstellerübergreifendem MFT-Standard auch auf Olympus funktioniert. Lichtstärke und Brennweite waren entscheidend beim Kauf des Lumix Objektivs, das vergleichbare Olympus brachte „nur“ 1,8/17mm an die Kamera; 4 mm Unterschied (auf KB umgerechnet) bedeuten mir im Weitwinkelbereich schon etwas (30mm ist näher an 28mm als 34mm, siehe meine Erfahrungen von früher mit dem 35mm Objektiv oben). Und auch hier bin ich begeistert von den Möglichkeiten, ohne Zoom. Die Schärfe und die Farben sind unschlagbar – der Spielraum zwischen Blende 1,7 und 16 auch.

Viel mehr wäre auch mit einem Tele nicht drinnen gewesen auf dem Streetlife Festival (30mm KB).

Viel mehr wäre auch mit einem Tele nicht drinnen gewesen auf dem Streetlife Festival (30mm KB).

Abgesehen davon passen beide Objektive in die Jackentasche, so dass sie auch mal ohne große Fotoausrüstung schnell mitgenommen werden können. Die nächste Ansparphase geht deshalb in eine Zweitkamera von Olympus, vielleicht die PEN-F, dann entfällt auch der Wechsel der Objektive – und statt mit großer schwerer Ausrüstung bin ich dann mit zwei leichten Systemkameras und Top-Objektiven unterwegs… wer weiß, ich berichte weiter.

Knackige Farben, die Festbrennweiten, hier 15mm MFT an Olympus während des Streetlife Festival vor dem Siegestor in München.

Knackige Farben, die Festbrennweiten, hier 15mm MFT an Olympus während des Streetlife Festival vor dem Siegestor in München.

 

 

6 Comments on “Festbrennweiten – vielfach unterschätzt?”

  1. Hallo,
    guter Artikel, MFT und Festbrennweiten sind Preis – Leistung unschlagbar.
    Auf meiner HP habe ich viele Beispiele für APS-C Sensor und Festbrennweite 35 mm
    F 1,8 z.B Bulgarien. Ganz neu Panasonic LUMIX G DMC-GX80 mit Festbrennweiten 25 mm F1.7. http://hornisgrinde.eu/achern.html Grüssle Paul

    • Hallo Paul, tut mir leid, dass es mit der Freischaltung des Kommentars länger gedauert hat – Ferienzeit, bitte um Verständnis. Dafür ist Ferienzeit ja immer auch Fotozeit, deshalb bereite ich auch einen neuen Beitrag vor. Ich freue mich immer, wenn ich einen weiteren MFT Fan kennenlerne. Zu oft werden die Systeme einfach wegen des kleineren Sensors, ohne weitere Kenntnisse oder Erfahrungen, schlecht geredet. Insbesondere bei dem 75-300er Tele von Olympus lerne ich an der Kamera den Stabilisator zu schätzen. Weiterhin gut Licht 😉 Markus

  2. Hallo Markus,
    für meinen Urlaub habe ich mir die Festbrennweite 14 mm F2,5 gekauft – macht unendlich spass. z.B. http://hornisgrinde.eu/romans.html
    Zum Thema ,,des kleineren Sensors,, kann ich nur so viel dazu sagen: ,, Bildgestaltung ist das A und O und nicht die Sensorgröße„. Ich finde MFT ist von Preis – Leistung – Gewicht unschlagbar. Anders gesagt … für mein Hobby bin ich mit der Qualität des Systems zufrieden, warum soll ich mehr Geld ausgeben? Grüssle Paul.

    • Hallo Paul, tut mir leid, dass die Freigabe etwas länger gedauert hat. Urlaub, Privatleben und Arbeit hat ihren Tribut gefordert. Danke für deine Bestätigung in punkto MFT, die ich, wie geschrieben, nachvollziehen kann. Bin gespannt, was Olympus jetzt als Nachfolgemodell für meine OM-D E-M5II auf den Markt bringt (und vor allem, wie viel sie kosten wird). Danke auch für den Hinweis auf deine Bilder, Frankreich will ich schon lange mal wieder… Grüße Markus

      • Hallo,

        Betr. Nachfolgemodell für meine OM-D E-M5II auf den Markt bringt.
        Warum eine Olympus und nicht eine Panasonic LUMIX. Die Programme von Panasonic LUMIX ( auf meiner HP mehr dazu ) sprechen doch für einen Wechsel. Objektive kannst du weiter verwenden. Grade in 4K-Foto-Funktion, Post-Focus-Funktion u.s.w. möchte ich nicht mehr vermissen. Gruss Paul.

        • Hallo Paul, das ist wirklich ein guter Gedankenanstoß. Zugegebenermaßen hat mich Olympus marketingtechnisch gut erwischt: eine Traditionsmarke der Fotografie, die in punkto Gehäusedesign auch der traditionellen Fotografie treu bleibt. Die M5III ist ja nun gerüchteweise für Mitte Oktober angekündigt, trotzdem werde ich sie natürlich mal mit den Lumix vergleichen. Ich werde in Blog darüber berichten. Danke und Grüße Markus

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