Was zu beweisen war, oder Update 2: Die Blase ist schon ganz prall

Eigentlich wollte ich ja den vorherigen Post über die alles pulverisierende Kraft von Vernetzung und Digitalisierung ein zweites Mal aktualisieren. Norbert hat mich jedoch durch seinen Kommentar dann freundlicherweise motiviert, das Update in Form eines neuen Posts zu machen. Dafür danke ich Norbert und zitiere ihn dafür aus den Kommentaren zu meinem ersten Post:

Die Umwälzung [durch Digitalisierung und Vernetzung] trifft am Ende wirklich alle Branchen und das immer schneller.
Aber solange ein Bereich nicht betroffen scheint, wird der Umbruch durch die Digitalisierung dort ignoriert und lächerlich gemacht, dann bekämpft und am Ende kapituliert die nächste Branche (…)

Genau das ist es, was ich klar machen wollte. Wir müssen nicht um den einen Buchladen, den einen Uhrenhändler, den einen Bankangestellten, den einen Versicherungsmakler, die eine Reisebuchungsabteilung trauern… es geht darum, dass sich das gewohnte System insgesamt ändert. Und, siehe da, quod erat demonstrandum, wie der Lateiner sagen würde, die Beweise folgten Schlag auf Schlag.

Altlandkommission beschließt lustige Dinge für das Netz

Während ich damit haderte, dass wieder keiner versteht, was ich meine, beschloss die Rundfunkkommission der Länder, für Internetangebote Alterskennzeichnungen einzuführen. Wer sich beruflich und privat viel im Internet bewegt, musste ungläubig staunen: Was hat Rundfunk mit Internet zu tun und wie stellen die deutschen Bundesländer sich vor, dass der Rest der Welt, auf diese Forderung (der deutschen Bundesländer) reagiert? Aber bevor ich mich nochmal aufrege, empfehle ich dazu den schönen Beitrag bei Norbert zu lesen.

Vorzeigebuchladen macht dicht

Als ich am Mittwoch morgen, also drei Tage nach meinem Ursprungs-Post aufstand, beherrschte eine Schlagzeile meine Twitter-Timeline: der renommierte Buchhändler Hugendubel schließt seine prominente Großfiliale am Münchner Marienplatz, direkt gegenüber vom bekannten Glockenspiel des neuen Rathauses. (Aber, zugegeben, es war wieder eine Zeitung, die diese Information offenbar als erste hatte.) Statt des Buchhändlers zieht nun einen Filiale der Deutschen Telekom in das Haus ein. Internet und Smartphones statt Bücher, symptomatisch für den Befund würde ich sagen.

 


Ich empfehle: Kaffee statt Handys verkaufen

Statt der Deutschen Telekom mit ihrem Handy-Anfassladen schlage ich vor, einen dreigeschossigen Starbucks einziehen zu lassen. Kein Gejammer! Die Marke ist bei den Touristen bekannt wie McDonalds und hätte damit eine Goldgrube gegenüber vom Glockenspiel. Gleichzeitig könnte sie auf allen Etagen kräftiges WLAN anbieten, damit die Touristen ihre Bilder gleich von dort ins Netz pusten können (die Toiletten müssten natürlich, ebenso wie das WLAN, auch öffentlich für Nichtkunden zugänglich gemacht werden).

Im dritten Stock sollte Starbucks dort einen Co-Working-Space anbieten. Auch hier denke ich an ausländische Geschäftsbesucher, die den vertrauten Kaffee genießen könnten, und gleichzeitig vom Fenster aus das Glockenspiel beobachten. Durchaus ein denkbares Incentive.

(Wer unbedingt technisches Gerät betatschen will, kann ja zum Apple Laden um die Ecke gehen 😉

Google Shopping Express Lieferdienst ausprobiert

In San Francisco und im Silicon Valley liefert Google testweise bereits.

In San Francisco und im Silicon Valley liefert Google testweise bereits.

Und freundlicherweise steuert futurezone.at ganz aktuell noch einen umfassenden Beitrag einschließlich Selbsttest zum soeben in den USA angelaufenen Google Shopping Express (GSX) Lieferdienst bei. Fazit: Es funktioniert hat aber noch Ecken und Kanten. Also Edekas, Rewes, Lidls, Normas zieht euch schon mal warm an.

+++Update 2.4.14. +++

In der Wirtschaftswoche ist ein ausführlicher Beitrag unter dem Titel „Online-Angreifer: Die bedrohtesten Händler Deutschlands“ erschienen. Zitat:

Online-Angreifern wie Amazon und Zalando haben Deutschlands Einzelhändler wenig entgegenzusetzen.

Was mich natürlich besonders freut, dass auch die Wirtschaftswoche das Beispiel des Krefelder Fotohändlers aufgegriffen hat, den ich ja im Post von letzter Woche schon angeführt habe, weil er so plakativ war.

Die Plattform Exciting Commerce hat sich freundlicherweise die Mühe gemacht, die „Todesliste“ der Wirtschaftswoche übersichtlich darzustellen. Alleine auf den ersten 20 Plätzen finden sich so renommierte Namen wie Toys ‚R‘ Us, Intersport, Kaufhof, Butlers, Hugendubel (qed) und MediaMarkt.

+++ Ende Update +++

Weitere aktuelle Ergänzungen:

In Bezug auf die von der Zeit ausgelöste Diskussion um die Berufung des Online-Chefredakteurs der Süddeutschen Zeitung, @Ploechinger, in die Gesamt-Chefredaktion der Zeitung, hat sich die Zeit offenbar nun genötigt gesehen, die Wogen zu glätten. Sie veröffentlicht „12 Thesen zu Print und Online“. Entlarvend finde ich jedoch, dass auch hier vielfach nach dem Motto argumentiert wird, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Siehe dazu die These 2, die bezeichnenderweise überschrieben ist mit „Online hat gewonnen. Print auch.“ Dahinter setze ich ein Fragezeichen.

Übrigens entlässt gerade die Westdeutsche Zeitung mit einer Auflage von immerhin knapp 100.000 Exemplaren auch wieder 50 Mitarbeiter, davon auch aus der Redaktion. Das Lokale, das ja angeblich so wichtig ist, wird „zugekauft“ schreibt der Fokus.

Auch in punkto Hugendubel-Schließung hat die SZ nochmal nachgelegt und zitiert hier den Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Buchhandels. Er trägt Mantra-artig vor, dass Buchhändler nur überleben könnten, wenn sie kundenorientierter, spezialisierter und zu beratenden „Begegnungsstätten“ (siehe meine Starbucks-Idee oben) werden würden. Die ersten beiden Punkte erledigt das Internet schon ganz hervorragend, und als Begegnungsstätte muss ich nicht unbedingt einen Buchladen haben (zumal wenn ich Buchinhalte überall über das Internet herunterladen kann). Zugegeben Bücher als Dekoration sehen schön aus, sind gemütlich und wirken intellektuell, aber kann das die Existenz eines Ladengeschäfts sichern?

Autohändler verbieten Online-Autoverkauf

Dann platzte noch die Nachricht herein, dass US-Autohändlerverbände in einigen Bundesstaaten gesetzlich vor der Konkurrenz des E-Autoanbieters Tesla geschützt werden wollen. Dieser bietet nämlich seine Autos nur im Direktvertrieb online zum Verkauf an. Ausgestellt werden die Autos in Showrooms, wo sie aber nicht gekauft werden können. Im Moment schützen wohl sowohl Demokraten als auch Republikaner „ihre“ Autohändler, um nicht wichtige Stimmen im Lokalwahlkampf zu verlieren. Tesla hält den etablierten, saturierten und gesetzlich geschützten Händlern den Spiegel vor: sie würden hauptsächlich vom Service-Geschäft leben und das sei bei Elektroautos nun mal wesentlich geringer, als bei Verbrennungsmotoren. Schön berichtet darüber die NZZ:

Die mächtigen Händlerorganisationen haben natürlich längst die Gefahr erkannt, die digitale Vertriebs- und Kommunikationskänale – und vor allem Teslas Beispiel – für sie darstellen. Die oft stark mit der lokalen Politik liierten Händler wollen es nicht zulassen, dass Teslas Vertriebsstrategie in der Branche Schule macht.

und Forbes hat Details dazu, wie die Lage für Tesla in den einzelnen Bundesstaaten aussieht.

Ich meine, Saturn und Media-Markt dürfen sich ebenfalls warm anziehen. Wann kommt Bosch-Siemens-Hausgeräte da drauf und verzichtet auf die Zwischenhändler?

Das Fazit: Ja, wir leben in einer spannenden Zeit! Und dank Norberts Kommentar weiß ich, dass ich mir da drüber nicht alleine Gedanken mache. Keep on Blogging!

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