Lasst euch von der Timeline nicht verar…

Gedenken vor dem französischen Generalkonsulat in München an die Opfer des Anschlags auf Charlie Hebdo am 7. Januar 2015. Schrecklich, dass ich das Bild nochmal hervorkramen musste.

Gedenken vor dem französischen Generalkonsulat in München an die Opfer des Anschlags auf Charlie Hebdo am 7. Januar 2015. Schrecklich, dass ich das Bild nochmal hervorkramen musste.

Twitter ist toll und viele andere Social Media ebenso. Trotzdem sollte man Distanz wahren und nicht gleich alles für bare Münze nehmen, was einem die Timeline so auf den Schirm spült. Selbst die kurzfristige Erregung und der Konkurrenzdruck bei den Boulevardmedien-Machern führt zu Berichterstattung und zu Kommentaren, die man im nachhinein nur als absurd bezeichnen kann.

Medienkompetenz gilt auch für Social Media

Zur Medienkompetenz (das schließt „Social-Media-Kompetenz“ mit ein) sollte es demzufolge nicht nur gehören, sich in kurzer Zeit einen seriösen Überblick verschaffen zu können, sondern auch, inne zu halten und auf den gesunden Menschenverstand zu hören.

Einige „Fakten“ erscheinen sind so unrealistisch, dass man sich eigentlich nur darauf konzentrieren sollte, zu verfolgen, wann und wie die Wahrheit ans Licht kommt.


Und sie kommt, das ist nicht nur Glück, sondern in vielen Fällen kritischen Geistern zu verdanken, in fast allen Fällen ans Licht. Social Media als Unterhaltung ist das Eine, richtig gute Information aus erster Hand das Andere. Und hier war und bin ich wieder über die deutsche Medienlandschaft dankbar. Ergänzend zu den ersten Meldungen via Twitter verlasse ich mich gerne auf die Online-Angebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender und auf die Online-Portale der großen Tageszeitungen.

Auch die französische Tageszeitung Le Monde entlarvt unter anderem die Nachricht vom Eiffelturm, der im Andenken (oder aus anderen aktuellen Gründen) ausgeschaltet wurde, als Gerücht. Seine Beleuchtung wurde standardmäßig, wie jede Nacht um ein Uhr, abgedreht. Außerdem gibt es in dem Beitrag neun andere falsche Fakten rund um die schrecklichen Anschläge.

Journalisten auf Twitter sind wichtig

Schön abgerundet wird das Angebot übrigens mittlerweile von vielen Journalisten, die nicht nur ihre eigenen Beiträge oder die ihrer Medien via Twitter verbreiten, sondern auch auf andere interessante Quellen hinweisen. Klar, bei Katastrophen kann man vom Fernsehsessel oder der Computercouch zu Hause immer gute Ratschläge geben, wie man etwas hätte besser machen können. Eine gute Replik dazu gibt es hier.

Im Übrigen habe ich mich mit meinem Medienkonsum dieses Wochenende extrem zurück gehalten – viele Reaktionen sind so vorhersehbar, wie die Kommentare von Fußballreportern in der wöchentlichen Bundesligakonferenz: viele Details muss man nicht wissen oder kann man sich denken; der Rest ist Voyeurismus. Verweise auf intelligente Schlüsse und Analysen hole ich mir gezielt, nicht zuletzt Dank einer ausgewählten und handverlesenen Timeline.

Selber verifizieren dank Internet

Abschließend zu diesem nüchternen Kommentar noch der Verweis auf den Beitrag in „The Conversation“, der mit via Twitter in meine Timeline gespült wurde. In diesem Magazin „mit akademischer Genauigkeit und journalistischem Flair“ (Academic rigour, journalistic flair) gibt es einen Beitrag mit sechs Tipps dazu, wie man Fakes und Hoaxes, zu Deutsch, Betrug bei der Veröffentlichung von Bildern und Filmen im Internet, erkennen kann. Das ist gar nicht so schwer, deshalb Lesetipp.

 

Update: ein ziemlich umfassender Beitrag zu „Macht und Gefahr der sozialen Medien im Angesicht des Terrors“ befindet sich hier.

Update 2: Rico Grimm von den Krautreportern hat auch noch in einem sehr guten, ausführlichen Beitrag Tipps zusammengestellt, wie man seriöse Beiträge von unseriösen und zweifelhaften unterscheiden kann.

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