Der neue Hype um Medium – die Argumente bleiben die alten
Großer Jubel bei den Schreiberlingen rund um den Globus. Die kostenlose Publikationsplattform Medium bietet nun eine Schnittstelle (API) an. Damit gewährt sie Zugang auf das System von außen. Das heißt also, Inhalte können von Medium auf andere Plattformen geteilt, bzw. umgekehrt von anderen Plattformen auf Medium geschickt werden. Dieser Beitrag ist mein erster Versuch, von WordPress auf Medium zu crossposten.
Ich verfolge den Hype unter den Textern, was Medium angeht schon einige Zeit und stelle mir auch immer die Frage, ob ich dort präsenter sein müsste. Andererseits habe ich mir versprochen, dass das Blog hier mein (persönliches und privates) zentrales Publikationsorgan bleiben soll (ich ärgere mich schon darüber, dass meine Fotos auf Instagram, Flickr und ein bisschen Eyeem verteilt sind). Andere sehen das anders, und kündigen an, ihre gesamte Webpräsenz auf Medium umzuziehen.
Einfach wie Google
Medium genießt bei vielen den „Google-Bonus“, das heißt eine aufgeräumte übersichtliche Webseite und eine einfach zu bedienende Oberfläche. Damit wird das Texterstellen erleichtert, nichts lenkt vom Wesentlichen ab. Dafür können die Inhalte auch einfach kommentiert werden, direkt an Textstellen, und Autoren kann gefolgt werden, Texte können geliked und geteilt werden. Die Einbettung von Code ist minimalistisch möglich, so dass auch Bilder etc. sichtbar sind. Letztendlich vielleicht sogar anachronistisch, dass im Zeitalter des Bewegtbilds und der Textschnipsel eine rudimentäre Langtext-Plattform so viel Aufmerksamkeit erhält.
Anmerkung am Rande: Wahrscheinlich ist es meine Filterblase rund um Texter und Textredakteure, die bei mir den Eindruck erweckt, dass Medium so wichtig wäre.
Trend zum Langtext
Wie dem auch sei: wer mich kennt, weiß, dass ich bei Facebook ein begeisterter Crossposter bin, d.h. originäre Facebook-Einträge sind bei mir selten, das meiste kommt direkt von Twitter in Facebook. Als ich nun gelesen habe, dass Crossposting von WordPress zu Medium möglich ist, habe ich das entsprechende Plugin gleich installiert und bin gespannt, ob es jetzt funktioniert.
Der Wettbewerb um die (fremdbestimmten) Publikationsorgane wird härter: das amerikanische Business-Social-Network LinkedIn schaltet nun seine Pulse Funktion auch in Deutschland frei. Damit wird es möglich, innerhalb von LinkedIn längere Texte veröffentlichen. Facebook führt mit Notes ähnliches ein. Medium versucht sich nun im Gegenzug zu öffnen und durch die Integrationsmöglichkeiten interessanter zu machen. Gerüchte sagen zudem, dass auch Twitter seine 140 Zeichen Grenze auflösen will – was ich schade finde, denn das war der Reiz des schnellen, einfachen. Ob Facebook und Linked in aber ihre Langtexte mit einer Api zum Crossposten versehen, wage ich zu bezweifeln.
WordPress bleibt – Crosspostings ja
Generell geht es allen Plattformen ja darum, ihre Mitglieder länger bei sich zu behalten. Nicht umsonst ist Facebook so erfolgreich, weil seine User dort alles finden, was sie brauchen: Katzenbilder, Filme, Nachrichten, Mitteilungen von Freunden, Marken und Shops und nun auch Langtexte – und alles kann mit demselben Knopf geliked werden und findet in derselben Timeline statt. Ein Umdenken ist nicht notwendig. Dann darf man sich hinterher aber auch nicht über die Abhängigkeit und die Datensammelwut von Facebook beschweren. Ich werde deshalb weiterhin Plattformen ausprobieren, die ich für interessant halte, und trotzdem an WordPress festhalten – vor Crosspostings wird also weiterhin gewarnt.