Was für ein Film: Liebe, Verzweiflung, Hoffnung. Dabei handelt es sich um keinen kitschigen Holly- oder Bollywood-Streifen und auch nicht um einen Historienschinken. Der Film schildert das Leben des Fotografen Sebastião Salgado. Wim Wenders und der Sohn von Salgado, Juliano Ribeiro, haben seine Lebensgeschichte zu einem beeindruckenden Film über eine Familie gemacht, deren Leben immer eng mit den Dramen der Welt verknüpft war.

Filmplakat im Kino

Filmplakat im Kino

Insbesondere die eindringlichen und ergreifenden Bilder von den Katastrophen Afrikas und den Flüchtlingen der Welt gehen unter die Haut. Auch dem Fotografen selbst sind seine Eindrücke wohl zuviel geworden; aber nur an einer Stelle sagt er „ich weiß nicht, wie oft ich die Kamera weggelegt und geweint habe“. Dafür suchte er sich seine Themen in einem Rhythmus, der ihn auch mal von den Dramen entfernte: für seine Arbeiterfotos von der ganzen Welt oder die Aufnahmen von Naturvölkern, die er in den entlegensten Winkeln der Erde besuchte. Die Belagerung durch einen Eisbären während des Versuchs eine Walrosskolonie zu fotografieren sorgt dafür sogar für leise Lacher während der Vorstellung.

Salgado: vom Ökonom zum Fotografen mit der Kamera der Frau

Gleichzeitig erzählt der Film das Leben Salgados und das seiner Familie: von der Kindheit auf der Farm seiner Eltern, vom Gymnasium und Studium in der großen Stadt, wo er seine Frau kennenlernte, von der Flucht vor der Militärdiktatur nach Frankreich, den erfolgreichen Berufsstart als Ökonom bei der Weltbank in London, von der Geburt seine Sohnes während der ersten Fotoreisen, von den längeren Projekten und dem zweiten Kind, das mit dem Down-Syndrom zur Welt kommt. Die Kamera kommt übrigens durch seine Frau in sein Leben: sie kaufte sich den ersten Fotoapparat für ihr Architekturstudium in Paris.

Auf Exodus folgt Genesis: das Fotobuch, nicht nur zu Weihnachten

Als es auch dem Zuschauer fast zuviel wird mit seinem Projekt „Exodus“, den vielen Toten und Vertriebenen, den Völkermorden in Rwanda und Ex-Jugoslawien zum Beispiel, startet der Fotograf, offenbar immer in engem Austausch mit seiner Frau, sein letztes großes Projekt „Genesis“. Es soll die Schönheit der Schöpfung zeigen, auf einer Erde, von der laut Salgado immer noch die Hälfte so unberührt ist, wie am Tage der Entstehung. Hier zeigt sich nochmal das ganze fotografische Können Salgados: gigantische und beeindruckende Aufnahmen von Tieren und Landschaften (und einigen wenigen Ureinwohnern). Weihnachts-Geschenktipp: Das Buch gibt es in einer Softcover-Ausgabe für nur 50 Euro.

[Update nach 20 Minuten schon: C/O Berlin wird laut Facebook-Seite des Films 2015 die Ausstellung „Genesis“ zeigen. Ein MUSS sozusagen.]

Übrigens ist der Film, außer in einigen dokumentarischen Teilen, also zu rund 85 Prozent, in schwarz-/weiß, wie auch Salgado fotografiert. Dazu aus dem Interview mit Wim Wenders:

Eines von Salgados Markenzeichen ist, dass er ausschließlich in Schwarz-Weiß fotografiert. Erklärt er im Film warum?
Wir haben diese Frage auch in den Interviews angeprochen, aber im Schnitt dann letzten Endes nicht verwendet. Ich fand, dass dieser Aspekt seiner Arbeit sich von selbst erklärt.

Die Farm der Eltern wird wieder bewohnbar gemacht

Während er die Katastrophen der Menschheit fotografiert hat und unterwegs war um „Genesis“ zu fotografieren, kümmerte sich seine Frau auf der brasilianischen Farm seiner Eltern um ein riesiges Aufforstungsprojekt. Das soll den zerstörten atlantischen Regenwald um die Farm herum wieder herstellen und sie damit wieder bewohnbar machen. Aus dem Projekt ist heute der Verein Instituto Terra geworden, der seine Erfahrung bei der Aufforstung des Regenwalds zur Verfügung stellt. Spenden werden unter anderem natürlich durch den Verkauf von Postern mit Salgados Fotos erzielt.

Die letzten Bilder des Films zeigen den Meister der Schwarz-Weiß-Bilder, in seinem neuen, dichten und üppig grünen Wald aus 20-jährigen Bäumen, so wie er ihn als Junge kannte – damit schließt sich der Kreis, wie der heute 70-jährige selbst sagt.

Alleine der Trailer verursacht schon Gänsehaut:

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