Mit „Metabloggern“ meine ich Blogger, die sich über ihr eigentliches Thema hinaus Gedanken darüber machen, wofür ein Blog gut ist, was ein Blog kann und was Blogs generell leisten können. Meiner Erfahrung nach gibt es mittlerweile nur einen geringen Prozentsatz an Bloggern, die sich über ihr Fachthema und die Technik hinaus auch für die politisch-soziologischen und gesellschaftlichen Aspekte des Bloggens interessieren.

Solche Menschen findet man erfahrungsgemäß bei Barcamps – und hier weniger in den Sessions, in denen es ums Geldverdienen mit Blogs geht oder darum, die letzte Geschwindigkeit aus dem Blog herauszukitzeln. Es geht ihnen vielmehr darum, dass Bloggen als eine politisch und gesellschaftlich wichtige Funktion gesehen wird. Das heißt: Der Blog als unabhängiges, selbstständig betriebenes publizistisches Mittel, in dem in den allermeisten Fällen der Betreiber, der Autor und der Finanzier der Webseite in ein und derselben Person vereint sind.

Anders als bei einem Verlag oder einer Sendeanstalt gibt es keinen Programmdirektor, keinen Chefredakteur, keinen Verlagsleiter und keine Anzeigenabteilung. Das macht Blogger und Blogs zu wirklich unabhängigen Medien. Wer seinen Blog selbst betreibt, kann damit einen Beitrag zur viel beschworenen digitalen Souveränität leisten. Er kann unabhängig publizieren, ohne auf eine Leserbriefredaktion, ein Hörertelefon oder eine Straßenumfrage im TV angewiesen zu sein, um seine Meinung zu sagen. Blogger, die das verstanden haben, diskutieren ihre Blogs nicht nur anhand des Inhalts, sondern diskutieren das Bloggen anhand von Metathemen, die alle Bürger und die Gesellschaft als Ganzes betreffen.

vereiste und leicht schneebedeckte Kiesbank auf die Shilouetten von Sträuchern vor grauem Himmel.
Grau in grau mit kaltem Wind, eisige Flächen am Chiemsee

Dazu gehören heutzutage neben der digitalen Souveränität auch Themen wie KI: Wo nutzt sie uns, wo schadet sie uns oder wo wird sie uns womöglich sogar gefährlich? Wenn man über die Sicherheit der eigenen Webseite spricht, versteht man schon viel eher, welche Gefahren im sogenannten Cyberraum drohen und wie man ihnen mit einfachen technischen Mitteln begegnen kann. Außerdem bekommt man ein Grundverständnis davon, wie das Web, wie Webseiten und wie Programmierung und Datenbanken funktionieren. Gleichzeitig hilft das Bloggen dabei, sich mit wirtschaftlich und politisch relevanten Themen auseinanderzusetzen. Themen wie diese und andere Metathemen sind für mich die Essenz der Blogger-Camps und Barcamps.

In meinem eigenen Fachthema kenne ich mich selbst aus; dafür habe ich eine andere Community, die sich auf themenorientierten Veranstaltungen trifft, wie man es zum Beispiel von den Reisebloggern weiß. Deshalb bin ich Thomas Riedel sehr dankbar, dass er es trotz Jahresendstress wieder geschafft hat, ein Blogger-Camp im Barcamp-Format auf die Beine zu stellen und dafür immerhin rund 30 Interessierte am letzten Freitag vor Weihnachten gewinnen konnte. Wie immer war die Vielfalt der Teilnehmer inspirierend – ihre Themen, ihre Interessen und ihre Herausforderungen, die oft Gemeinsamkeiten erkennen ließen; zwar nicht im Thema, aber wie gesagt auf der Metaebene.

teilweise vereister Kiesstrand mit Treibholz im Vordergrund und Hintergrund.
Nebeltag am Chiemsee: Strandgut im Strandeis

Eindrücke vom Online-Barcamp: Von WordPress-Sicherheit bis SEO-Strategien

Das Online-Barcamp bot wieder einmal spannende Einblicke in die Welt des Bloggens. In insgesamt zwölf Sessions, je zwei parallel aufgeteilt auf Vormittag und Nachmittag, teilten Experten ihr Wissen zu Themen von technischer Sicherheit über Monetarisierung bis hin zu Zukunftsstrategien. Hier meine kurzen Notizen, zugegebenermaßen KI optimiert, aber manuell geprüft 😉

WordPress-Sicherheit mit KI-Unterstützung

Die erste Session widmete sich einem hochaktuellen Thema: einer WordPress-Attacke, die Thomas Riedel mithilfe der KI Gemini analysieren und beheben konnte. Die Serverfiles wurden durch die KI untersucht, wodurch der Blog gerettet werden konnte. Als konkreter Tipp wurde von Thomas das WordPress-Plugin Wordfence empfohlen.

Monetarisierung mit Steady: Die 5-Prozent-Regel

Sebastian Esser, Mitgründer und Geschäftsführer von Steady, präsentierte in der zweiten Session eindrucksvolle Beispiele erfolgreicher Blogger-Monetarisierung. Der Plötzblog erreicht etwa 7.200 Abonnenten, der Socialmediawatchblog kommt auf 1.100 Abos, und auch der Jugendleiter-Blog sowie ADHSSpektrum nutzen das Modell erfolgreich.

Die zentrale Erkenntnis: Es geht um die fünf Prozent, die tatsächlich zahlen – 95 Prozent werden es nie tun. Essers Empfehlung ist klar: Frag fünfmal nach Unterstützung, auch wenn 95 Prozent nein sagen. Ein positiver Nebeneffekt der Bezahlschranke: Sie hält Trolle fern. Seine Strategie: Zweimal im Jahr sollten Kampagnen zur Unterstützung gestartet werden, nicht unfreundlich, aber durchaus fordernd. Die Botschaft dabei: „Ohne dich geht’s nicht.“

Plattformunabhängigkeit als Zukunftsstrategie

Gunnar Sohn plädierte in Session drei für Unabhängigkeit von großen Plattformen. Seine These: Plattformen kommen und gehen, Erfolg auf ihnen ist oft zufällig – das gilt auch für eigene Plattformen. Statt an angeblicher Optimierung zu arbeiten, empfiehlt er ein anderes Playbook: Blog, Archiv und die „parasitäre Nutzung“ von Plattformen, ohne sich von ihnen abhängig zu machen.

Entscheidend sei es, nicht auf Plattformen zu setzen, sondern auf individuelle Kontakte wie über E-Mail-Adressen. Seine provokante Frage an die Teilnehmer: Welche Plattformen wird es 2040 noch geben?

Winterlicher Nebel zieht ins Flußtal bei Sonnenuntergang im Chiemga
Winterlicher Nebel zieht ins Flußtal bei Sonnenuntergang im Chiemgau

SEO-Grundlagen mit Julian Gottke

Julian Gottke von blinq vermittelte in der vierten Session SEO-Basics: Zitierfähigkeit, Listicles und FAQs sind wichtig für Google-Rankings. Ebenso entscheidend sind Mediensichtbarkeit im redaktionellen Kontext (PR), Wikipedia-Präsenz und technisch sauber lesbare Seiten (OnPage-SEO). Um Authority zu einem Thema aufzubauen, sollten Expertenmeinungen einfließen. Warum das alles wichtig ist: weil blinq letztendlich eine KI-gestützte PR-Plattform ist, die Influencer, also auch Blogger, nach den oben genannten Kriterien identifiziert und Empfehlungen für PR- und Marketing-Fachleute, mit welchen Influencern Kontakt aufgenommen werden sollte, um eine Marketing-Zusammenarbeit mir ihnen/ihr einzugehen. Natürlich gibt es auch Empfehlungen, wie man seinen Internet-Auftritt optimiert, um von den KI-Suchmaschinen berücksichtigt zu werden.

Fediverse und Activity Pub

Session fünf befasste sich Steffen Voß von Kafferinge.de und dem Thema Fediverse Activity Pub. Ich war froh, dass es hier weniger um die technische Seite ging – machbar ist alles – als vielmehr wieder eine Diskussion über Nutzen und Möglichkeiten des Fediverse und, ob es überhaupt sinnvoll ist, bzw. Reichweite bringt, auf Mastodon zu setzen. Für mich war es mal wieder wichtig zu hören, dass ich nicht der einzige bin, der mit der technischen Komplexität und dem geringen Nutzen hadert. Aber es gab Beispiele reichweitenstarker Blogs, wo über Activity Pub und Verknüpfung mit Mastodon, tatsächlich nennenswerte Kommentarverläufe zustande kamen. (Ein Thema für lange Winternächte…!?).

Content-Strukturierung für Mensch und Maschine

Ute Blindert, Linkedin-Beraterin, von GEO rundete das Barcamp mit praktischen Tipps zur Content-Strukturierung ab: Ein Vorspann richtet sich an menschliche Leser, während ein „In Kürze“-Abschnitt speziell für Crawler und Maschinen konzipiert sein sollte. Fragen und Antworten sollten kompakt präsentiert werden, und, wichtig für mich, weil es mich meistens nervt: Redundanzen sind dabei ausdrücklich gewollt – sie helfen sowohl Lesern als auch Suchmaschinen.

Symbol der Hoffnung und jedes Jahr Grund zum Feiern: Weihnachtskrippe auf dem Weihnachtsweg an der Traunsteiner Weinleite (Idee und Künstler unbekannt).

Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr 2026

Letztendlich ist der Name „Gutenberg“ für den WordPress-Editor sehr gut gewählt. Ein Blog ist nichts anderes als eine digitale Druckerpresse, die es jedem ermöglicht, in das weltweite Web hineinzuschreiben und zu veröffentlichen, ohne von den großen Plattform-Anbietern abhängig zu sein. Das ist für mich immer noch Herausforderung, Faszination und Anspruch in einem. Motiviert dazu werde ich, wenn ich auf Barcamps, Bloggerkonferenzen und vielleicht mal wieder auf der re:publica Gleichgesinnte treffe. In diesem Sinne starte ich wieder mit vielen guten Vorsätzen für das Blog ins neue Jahr und freue mich darauf, wieder Bloggerkollegen zu treffen und mich mit ihnen zu vernetzen.

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