Eine Fläche von rund 23 Fußballfeldern umfasste die gesamte Ausstellungsfläche des China Pavillons auf dem Gelände der Expo 2010 in Shanghai, nämlich 166.000 Quadratmeter. Soweit sind sich die Wikipedianer einig. Was davon jedoch als Ausstellungsfläche des China Art Museum gezählt werden darf, das sich jetzt im Gebäude befinden, muss jemand anders beurteilen.
Ausstellungsfläche: 8 Fußballfelder groß
Es ist wohl so, dass sich der Louvre mit einer Ausstellungsfläche von über 60.000 qm (ca. 8,5 Fußballfelder) größtes Museum der Welt nennt, in der englischen Wikipedia werden für das China Art Museum 64.000 qm angegeben. Letztendlich aber ist der auch „Krone des Orients“ genannten Bau einfach nur eines: imposant. Bisher kannte ich ihn nur von der Ferne, vom anderen Ufer des Flusses an dessen zwei Ufern unter der Lupu Bridge, die Expo stattfand. Wenn man aber selbst davorsteht, merkt man erst, welche Dimensionen der Bau tatsächlich hat. Damit passt er sich also der Größe der Stadt angemessen an.
Umso kurioser, wenn man das China Art Museum besucht, um sich eine Ausstellung deutscher Künstler anzusehen.
Wer jetzt auf „Klassiker“ wie Rembrandt, Dürer, Spitzweg oder Nolde tippt, hat verloren. Deutscher Neo-Expressionismus wurde in Shanghai gezeigt, also Kunst, die in Deutschland (BRD und DDR) also zwischen 1960 und 1980 entstand. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von Professor Beate Reifenscheid, die Direktorin des Ludwig Museums in Koblenz ist. Damit hat sie quasi direkten Zugang zu dieser Kunst, denn das Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig hat sich auf moderne Kunst spezialisiert und stattet Museen und Ausstellungen mit Leihgaben und umfangreichen Mitteln aus – in Deutschland existieren fünf Museen unter dem Namen „Ludwig“.
Moderne Kunst immer mit Führung
Nun also Shanghai. Es war der letzte Tag der Ausstellung, trotzdem war die Leere in dieser Sonderausstellung ein deutlicher Kontrast zu den Schlangen vor und unter dem riesigen Museum sowie in den anderen Museumsbereichen. Nun muss ich zugeben, dass meine schlichte Herangehensweise an moderne Kunst – gefällt, handwerklich gut gemacht, animiert zum lächeln, lachen, nachdenken oder nachmachen – durch eine Führung ergänzt wurde. Das war hilfreich, den nur so konnten die Exponate eingeordnet und in eine Zusammenhang gestellt werden und man wurde auf Querverbindungen aufmerksam, die man im Alleingang übersehen hätte. Angeboten wurde die Führung übrigens von Carolin Billetter, die ich mit ihren Shanghai Art und anderen Walks ebenfalls für andere Führungen empfehlen kann (info@shanghaiwalks.de).
Faszinierend ist nicht gleich schön
Von der Ferne gesehen mögen die Bilder teilweise einfach wirken, bei näherem und längerem Hinsehen entdeckt man jedoch bei fast allen Details, die man auf den ersten Blick übersehen hat, oder Spielereien mit Materialien oder zweideutige Aussagen. Alle Bilder waren auf ihre Art ausdrucksstark und beeindruckend, sei es eben durch die Darstellung, die Umsetzung oder die handwerkliche Qualität. Der Begriff „schön“ ist eben nur eine Kategorie der Kunstbeurteilung und zumal bei moderner Kunst schwierig anzuwenden, wie auch diese Ausstellung wieder gezeigt hat. Um sich nicht von dem ersten ablehnenden Eindruck blenden zu lassen, war es wichtig, zusätzliche Erläuterungen zu bekommen.
Bekannte Namen
Zu den mir bekanntesten Künstlern, die in der Ausstellung zu sehen waren, gehörten Markus Lüpertz, Rainer Fetting und Anselm Kiefer („Junge Wilde“), die Beuys-Schüler Angermann und Heiniger (Düsseldorf), Gerhard Richter (German Pop, kapitalistischer Expressionismus), Joseph Beuys („Fluxus“), die „neuen Wilden“ u.a. wieder mit Fetting sowie Neo Rauch als Vertreter der Neuen Leipziger Schule.
Kuriosum am Rande ist es übrigens, wenn man im Shanghaier Museum in einer Sonderausstellung über deutsche Kunst als Bildbeschreibung das Zitat aus einem Interview mit dem Künstler aus einem Münchner Blog findet.
Expo-Gelände wartet auf Entwicklung
Die Weitläufigkeit des ehemaligen Expo-Geländes (das auf der anderen Flussseite mit der Powerstation of Art weitergeht) lädt kaum zu längeren Spaziergängen ein. Gegenüber befindet sich die Mercedes-Benz-Arena mit dem Aussehen einer Auster, davon gegenüber, klein, aber fein der BMW Pavillon. Insgesamt hat man tatsächlich den Eindruck, dass einige schöne Pavillons und Flächen von der Expo erhalten geblieben sind, insgesamt harrt die Gegend aber noch der weiteren Stadtentwicklung.