Festspielhaus, Festung, Dom, Museen, Gastronomie und Galerien; die Stadt Salzburg ist so reich an Attraktionen, dass das Umland oft in den Hintergrund tritt. Dabei gibt es im Salzburger Seenland auch zahlreiche attraktive und leckere Ziele, die als Kleinod zu beschreiben, viel zu kurz greift. Nur drei Beispiele: das berühmteste Weihnachtslied der Welt, „Stille Nacht, Heilige Nacht“, hat hier seinen Ursprung; ein Porsche-Enkel lässt seine Oldtimer-Sammlung ausstellen und eines meiner Lieblingsbiere kommt von hier: Trumer Pils. Im Rahmen der Salzburger Bloggerkonferenz „Salt and the City“ waren die Teilnehmer am Sonntag nach der Konferenz eingeladen, alle drei Attraktionen zu besuchen, Landpartie mit dem Oldtimer inklusive.

Jetzt folgt der Standardsatz mit dem Wettergott, der kein Einsehen hatte. Wobei es, glaube ich, weniger an Einsehen mangelte, eher an Koordination. Denn am Konferenztag, während wir fast durchgehend Drinnenprogramm hatten, strahlte draußen die Sonne. Zur Landpartie wurden wir dagegen standesgemäß vom Salzburger Schnürdlregen empfangen. Den Etappen tat dies keinen Abbruch, wenngleich sich die Organisatoren (ja und auch die Fotografen), sicherlich den blauen Himmel des Vortags gewünscht haben.

200 Jahre Stille Nacht, Heilige Nacht

Am 24. Dezember 2018 jährt sich die Uraufführung von Stille Nacht, Heilige Nacht, des berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt, zum 200. Mal. Dabei war das Lied in seinen Anfangsjahren mehr Geheimtipp, als Hit.

Auf verschlungenen Umwegen wurde es immer und immer wieder aufgeführt, aus dem Salzburger Land, über Tirol in die weite Welt hinaus, nach New York, zum preußischen König, bis es schließlich auch im deutschsprachigen Raum seine ungeheure Popularität entfaltete.

Heute gibt es den Text angeblich in 330 Sprachen und Dialekten. Tausende pilgern zu Weihnachten nach Oberndorf, um mit anderen Fans die Stille Nacht gemeinsam zu feiern. Anfang Oktober 2017 ist es unvorstellbar, dass dieses beschauliche Fleckchen Zielort Tausender Weihnachtspilger sein soll. Wie das kleine Museum und der Shop mit den Massen fertig werden, bleibt rätselhaft. Die Kapelle, die anstelle der Pfarrkirche steht, in der das Lied uraufgeführt wurde, fasst vermutlich keine 60 Personen (weshalb sie auch gerne für Hochzeiten genutzt wird).

Oldtimer-Ausfahrt: Landpartie wortwörtlich

Wer mich kennt, weiß, dass ich den ineffizienten, hochgezüchteten Verbrennungsmotoren eher skeptisch gegenüber stehe. Dennoch üben alte Autos, also wirklich alte, eine besondere Faszination auch auf mich aus. Die Autos sehen anders aus, die Liebe zum Detail ist unverkennbar, Plastik als Werkstoff nicht vorhanden. Bei den vielen Verzierungen und Formen wird nicht klar, ob Designer oder Handwerker die bestimmende Rolle spielten. (Ein von einer Werft gefertigter Autoaufbau sieht dann auch eher schiffsähnlich aus.)

Amüsant ist es dann zu hören, dass der Elektronantrieb ohne Antriebsbsstrang, sondern mit Motoren an den Rädern schon mal da war. Der Hybrid war allerdings eher ein Zwitter: ein Verbrennungsmotor trieb den Generator an, der die Elektromotoren mit Strom versorgte; Rückgewinnung von inklusive. Natürlich bestechen die Autos auch durch ihre Optik: von der motorisierten Kutsche, bis hin zur Badewannenoptik mit Ledersitzen, alles dabei.

Ich muss dabei immer an die heutige Zeit denken, und frage mich, ob in 100 Jahren auch wehmütig geschmunzelt wird, wenn rückblickend auf die ersten autonomen und Elektroautos geschaut wird. Mir angetan haben es in dieser Ausstellung auf jeden Fall die Deckel der Kühler; jeder ein Kunstwerk für sich.  Eine Deckelsammlung würde mir schon reichen, die Oldtimer brauche ich nicht – schon gar nicht, wenn sie fahrtüchtig erhalten werden sollen, wie nahezu alle im Obertrumer Fahr(t)raum.

Der Wettergott meinte es immer noch nicht besser mit uns, so dass die Oldtimer-Ausfahrt mit Verdeck stattfinden musste. Auch die Kulisse des Mattsee war leider immer noch von tiefhängenden Regenwolken vernebelt. Nichtsdestotrotz, war es Fahrspaß pur – wenig ergonomisch, aber mit viel Platz. Souverän kurvte unser Chauffeur das unhandliche Gefährt über die regennassen Straßen. Kaum vorstellbar, welche Gaudi das bei warmen Temperaturen ohne Verdeck und mit dem Blick auf die Salzburger Seen sein muss.

Trumer: Acht Generationen Craft-Pils

Bereits zur Mittagspause durften wir zwei Biere aus dem Hause Trumer probieren, im hauseigenen Braugasthof in Obertrum natürlich. Nach dem Essen stand dann noch die Brauereiführung auf dem Programm. Der Chef des Familienbetriebs in achter Generation persönlich ließ es sich nicht nehmen, uns zu begrüßen. Danach wurde wir der Obhut der Bier-Sommelière Johanna Panholzer übergeben. Zu Recht, denn was soll ein Chef viele Worte machen, wenn er jemanden hat, der das noch besser, überzeugender und charmanter macht. Wenn Sie sich also entscheiden, bei Trumer eine Brauereiführung zu buchen, dann bestehen Sie auf Frau Panholzer als Guide. So viel sympathisches Wissen und authentische Loyalität sind die allerbeste Werbung.

Von den Zutaten über die Zusammenstellung für bestimmte Biersorten bis hin zu den Sudkesseln und Gärbottichen durften wir alles besichtigen. Höhepunkt sicherlich, die aufgehängten Gärzylinder mit 500 Hektoliter Fassungsvermögen, oben offen und Highlight, dahinter, hygienisch mit Glas abgetrennt, die Verkostungs-Lounge mit Blick auf den Mattsee. So macht Bier Spaß, so muss Bier schmecken. Was die Philosophie und Herstellung angeht, steht Trumer im Übrigen keiner der so modischen Craft-Beer-Brauereien nach. Zutaten nach Reinheitsgebot und lediglich das Können des Braumeisters und die Auswahl und Behandlung der Zutaten bestimmt den Geschmack. Wohl bekomms, das Pils sowieso, das Hopfenspiel, ein leichtes Pils mit einer sommerlich frisch-fruchtigen Note, wird wohl im nächsten Sommer den Weg in meinen Kühlschrank finden.

Ein spritziger Abschluss eines verregneten Tages; der aber wieder mal gezeigt hat, dass bei der Auswahl des richtigen Programms das Wetter gar nicht so entscheidend ist.

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