So versteht Google nie, was ich meine. Das zumindest ist sicher: ein lokaler Hashtag (Salzburg and the City 2017) und zwei Begriffe von denen einer nichts mit dem anderen zu tun hat. Das muss Google verwirren. Kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass die künstliche Intelligenz, die Google derzeit bieten kann, auf dem Niveau eines sechsjährigen ist. Das heißt Ironie, Wortspiele und subtile Andeutungen gehören noch nicht zum Denkumfang der im deutschsprachigen Raum beliebtesten Suchmaschine. Und jetzt auch die Keywords, Salz und Blogger nicht in den drei ersten Sätzen verwendet, so wird das nie etwas…
Auf die richtige Prise SEO kommt es an
Das war auch die Erkenntnis, des SEO-Vortrags auf der Salzburger Bloggerkonferenz „Salt and the City“, die am Samstag, 30. September 2017, stattfand. Christoph Huber wollte mit SEO-Mythen aufräumen und verunsicherte uns dabei eigentlich wieder alle, denn einen fixen Regelkatalog gibt es nicht. Von allem etwas, aber nicht zu viel und nicht zu plump, denn das merkt selbst ein sechsjähriger, also die jungen Google-Algorithmen. Aber wonach sollen sich Blogger richten? Letztendlich, an Standards halten, so dass der Google-Seitenleser (Crawler) alles versteht; und Keywords eindeutig verwenden.
In Frage gestellt wurde etwa die Notwendigkeit von Tags in Blogs, insbesondere, da in WordPress für jeden Tag eine neue Seite angelegt wird – das macht es für den Crawler mühsamer eine Seite zu durchsuchen. Für die strukturierte Ordnung empfahl Huber auf die unkontrollierte Verwendung von Tags zu verzichten und stattdessen die Kategorien einzusetzen.
Und vor allem gilt: relevant sein. Allerdings, der Vortrag zur Relevanz fehlte, wie in so vielen Konferenzen. Auch auf die Frage, wie man mit einem Apfelstrudelrezept, dem Tausendsten oder Zehntausendsten, relevant werden könnte, wusste niemand so recht eine Antwort. Erschwerend kommt hinzu, dass bei populären Themen, Backen, Reisen, Kochen,Mode etc., viele kommerzielle Anbieter unterwegs sind, die sich mittels bezahlter Werbung bei den Nutzern nach vorne spielen und dadurch Klicks generieren, die von Google wieder als Relevanz bewertet werden (oder auch nicht, wer weiß das schon…). Ein Vortrag, der hoffentlich dabei hilft, SEO als das einzuordnen, was es ist: eines von mehreren Werkzeugen sichtbar zu werden, aber nicht das allein selig machende Tool zum Erfolg.
Die richtige Stimme würzt jeden Vortrag
Den Einstieg machte am Samstag um zehn Uhr Arno Fischbacher. Der Stimmcoach erinnerte uns gleich zu Beginn wieder an die vielen Fremdschäm-Videos auf YouTube. Verkorkste Haltung und verklemmte Stimme bedingen einander und führen zu peinlichen Auftritten. Manche, die Experten in ihrem Fachgebiet sind, glauben es reicht, einfach mit Kamera und Mikro draufzuhalten; stimmt nicht sagt Fischbacher: „Voice sells“.
Während der Vortrag am Anfang etwas Columbo-Like von da nach dort schlingerte, nahm er nach dem ersten Drittel Fahrt auf und schärfte das Bewusstsein dafür, dass Körperhaltung und Stimme miteinander verbunden sind; und dass der Raum, der den Vortragenden umgibt, mit der Stimme „gefüllt“ werden muss. Der professionelle Redner, Coach, Schauspieler und Sprecher gab selbst die besten Beispiele: Schnellsprecher, Leiseredner, Äh-Sager usw. Lässt sich in 45 Minuten die Stimme trainieren – sicher nicht; aber es lässt sich das Bewusstsein dafür schärfen, was eine gute Stimme ausmacht und dass es Wege gibt, dorthin zu kommen. Ein gelungener Start in den Konferenztag.
Bloggen, das Salz zum Leben
Ich bin ja ein bescheidener „über-alles-Blogger“, naja, Mode taucht weder als Hashtag noch als Kategorie auf. Deshalb bin ich vielleicht immer überrascht über das Selbstbewusstein der erfolgreichen Modeblogger(innen) – was einst als Hobby begann, ist mittlerweile Beruf, Verena Raffl verdient ihren Lebensunterhalt mit ihrem Lifestyle- und Modeblog, whoismocca. Im zügigen Tempo trug sie vor, was zu einem erfolgreichen Blog alles dazugehört und dass professionelles Bloggen auch jede Menge Arbeit ist und vor allem Professionalität; und zwar Professionalität gegenüber Lesern und gegenüber Kooperationspartnern. Dazu gehört es, regelmäßig hochwertige Posts anzubieten, einschließlich entsprechender Fotos; der Fotograf ist im Modeblog quasi Pflichtprogramm. Gegenüber Kooperationspartner braucht es eindeutige Vereinbarungen, Fristen und Inhalte an die man sich hält. Negative Blogging gehört nicht zum Programm, wenn Produktsamples nicht gefallen, wird das freundlich umschrieben oder angedeutet – Leser und Partner mögen Positivblogger. Aus (Selbst-) Vermarktungssicht wahrscheinlich nicht ganz unwichtig, dass der Name des Blogs auf den Hund der Bloggerin namens Mocca zurückgeht, der übrigens mit dabei war (Stichwort: Dog Content). Ein niedliches Maskotchen ist Sympathieträger und eindeutiges Erkennungsmerkmal. Fazit: professionell bloggen macht richtig arbeit, bringt aber auch Geld.
Salz in die Wunde meiner Bilder
Immer, wenn ich gute Fotos sehe, befällt mich das „man-müsste-mal“-Gefühl. Klar fotografiere ich gerne und habe eine gute Ausrüstung; ich mache Bilder bewusst und probiere Dinge aus. Aber mangels Zeit und Konsequenz entwickelt sich daraus nichts oder zumindest nichts dauerhaftes. Niko Zuparic zeigte nicht nur tolle Bilder, sondern hatte auch noch viele Projekte auf Lager: jeden Tag ein Selfie, andere Bilder von „der Festung“ (so nennt sich die Burg in Salzburg).
Auf jeden Fall machte er Mut, mehr zu wagen und dran zu bleiben. Natürlich zeigte er perfekt Kurzfilme seiner Bilder; er hatte aber auch tolle „Making-ofs“ dabei, bei denen er auch unscharfe oder verwackelte Bilder verwendete. Er wies auf die bekannten fotografischen Regeln hin (Drittel-Regel usw.). Er zeigte seine Colour-Sets, mit denen er vor Aufträgen bespricht, in welchem Farbton ein Auftrag erledigt wird – für mich als Amateur eine interessante Anregung, aber schwer umzusetzen.
Ein inspirierender Vortrag von einem, der mit Leib und Seele Fotograf ist. Konkrete Tipps für den eigene Bildsprache eher weniger – wer hoffte, eine klare Anweisung dafür zu bekommen, wie man zu einem unverwechselbaren Stil gelangt, tut sich schwer diese Infos aus dem Vortrag herauszudestillieren.
Den Kochbloggern die Suppe versalzen
Satire heißt es oft, und so lautete auch meine Empfehlung, sollte im Social Web nur sparsam, wenn überhaupt eingesetzt werden. Sie funktioniert meistens nur, wenn sie eindeutig ist, und dann ist oft keine Satire mehr, sondern ein Witz. Man kann damit trotzdem erfolgreich sein, wie das Studentenprojekt „I bims der Koch“ beweist. In regelmäßigen Videos wird die Netzsprache und der Trend zu Kochvideos auf den Arm genommen. Aber auch hier zeigt sich: Professionalität ist für den Erfolg notwendig. Aufwändig produzierte Videos laufen besser, als die einfach schnell mit dem Handy aufgenommenen.
Darf es ein bisschen mehr sein
Wem SEO, Fotos und relevant nicht reicht, der kann es ja mit Nudges versuchen, so nennen Digitalexperten die Anstupser oder „Zum-Kauf-Hinstupser“. Ein professioneller Vortrag von Marlene Scherf, einer Digital Strategist, aus einer internationalen Agentur. Dem Vortrag und dem Inhalt merkte man das an. Bekanntestes Beispiel für Nudges: „nur noch drei Zimmer verfügbar“, „leider seit gestern ausgebucht“, „jetzt noch ein Zimmer zum Sonderpreis“. Booking.com verfolgt diese Strategie der Nudges in Perfektion. Beim Nutzer das Gefühl auslösen, ein Sonderangebot oder das beste Hotel zum günstigsten Preis verpassen, wenn man nicht sofort bucht.
Eine unangenehme Strategie aus meiner Sicht, da sie keinen nachweislichen Mehrwert für den Kunden bietet; schließlich darf man wohl getrost davon ausgehen, dass Algorithmen die Nudges einblenden, unabhängig von der echten Buchungslage des Hotels. Amazon mit seinen „wer das gekauft hat, hat auch dies gekauft“, finde ich sympathischer, weil nützlicher (obwohl man auch Zweifel anmelden darf, ob das alles auf echten Käufen beruht). Ein interessanter Einblick in die Vermarktungsstrategien reichweitenstarker Buchungsportale war es allemal, vorgetragen in professioneller Manier.
Keine Scheu vor gesalzenen Preisen
Endlich wurde über Geld geredet. Viktoria Resch sagte dies gleich zu Beginn ihres Vortrags eindeutig. Es wurde Still im Saal, jeder wartete auf die Preisliste. Dabei zeigte sie jedoch zunächst auf, dass ein professioneller Blog am Besten mit einem Oberthema funktioniert. Zwar fiel das Wort Nische des Öfteren, jedoch wurde klar, dass für die Vermarktung gegenüber Lesern und Partnern ein Thema hilft, das nicht unbedingt eine Nische sein muss. Sofern man mit seinen Beiträgen nicht in der Nische bleiben will, ist der Trick eigentlich, möglichst viele Artikel in Zusammenhang mit seiner Nische zu bringen, wie sie an ihrem eigenen Blog aufzeigt. Anhand von Beispielen erläuterte sie, wie man eine Nische findet und was in der Nische alles funktioniert. Wenn man dann Erfolg hat und Anfragen nach Kooperationen kommen, forderte Resch auf, sich seines Werts bewusst zu sein. Werbung kostet auch viel Geld, warum sollten wir als Blogger das kostenlos machen. Ihre Formel: Arbeitszeit mal Stundensatz in Euro plus Reichweite in Pageviews geteilt durch 10.000 mal 100 Euro. Für einen professionellen Post rechnet sie mit einem Aufwand von rund sieben Stunden, inklusive alles, also auch Bildbearbeitung, SEO-Anpassung, Upload etc.
Grundsätzlich empfahl sie, keinen Post für unter 400 Euro anzubieten, auch Verana Raffl, die Mocca-Modebloggerin, nannte diesen Preis als unterstes Limit. Einig waren sich beide auch in der Aufforderung, Testprodukte nicht als Bezahlung zu akzeptieren. Umgekehrt hielten es beide auch für zwingend notwendig, bezahlte Beiträge und Werbung deutlich als solche für den Leser zu kennzeichnen. Schleichwerbung wurde eher für schädlich gehalten, da die Glaubwürdigkeit leidet, wenn die Leser nicht mehr wüssten, ob etwas für Geld geschrieben wurde oder nicht.
Aber auch Resch verdient ihr Geld nicht nur mit dem Blog, sondern auch über das Bloggen. Als Besitzerin einer Agentur berät sie Kunden, auch zu Blogs und kann damit ihre eigene Erfahrung in bare Münze umwandeln. Reich werden mit Blogs; nur wenn der Blog Herzensangelegenheit ist – und vielleicht, wenn er nicht alleine dazu dienen muss, den kompletten Lebensunterhalt (und -standard) zu sichern.
Klare Worte und ein deutlicher Vortrag zum Abschluss: Motivation für Blogger, nicht nachzulassen und gleichzeitig Aufforderung, professionell zu agieren.
Nächstes Jahr wieder – dann mehr Nettwörking bitte
Mit einem kurzen Schlusswort der Organisatorinnen und wohlverdientem Applaus ging der Konferenztag zu Ende. Die Teilnehmer wurden mit Gutscheinen in die Salzburger Altstadt zum „Pubcrawl“ entlassen. Sicher eine nette Idee für Einheimische und bereits bestehende Bloggercliquen. Als auswärtiger, anderswo Vernetzter fühlte man sich jedoch etwas alleine gelassen und hätte gerne mehr Kontakte geknüpft und sich über Erfahrungen ausgetauscht. Dafür war leider zu wenig Raum und Zeit vorgesehen. Auch das Programm an sich half nicht in den Nettwörking-Modus zu kommen. Der Instawalk am Vortag war eine tolle Idee; eine spielerische Vernetzung, z.B. über zusammengeloste Gruppen, o.ä., wäre jedoch ein schöner Einstieg gewesen und hätte am nächsten Tag geholfen. Auf der Landpartie am Sonntag ins Salzburger Seenland wurden Kontakte geknüpft, doch da war es dann leider schon zu spät und das informative und vollgepackte Wochenende war zu Ende.
Die zur Weiterentwicklung der Konferenz gemeinten Anregungen zum Schluss, sind zur Optimierung einer ansonsten sehr gut organisierten und inhaltsreichen Veranstaltung zu verstehen. Ich bin nächstes Jahr gerne wieder dabei.*
* Noch ein Wort zur Positionierung der Veranstaltung. Bei kurzen Begrüßung am Freitagnachmittag war ich zunächst überrascht und dachte ich sei falsch. Offenbar gingen viele davon aus, dass es sich um eine reine Frauenveranstaltung mit Fokus auf Lifestyle, Mode, Mama, Kochen und Backen handelt. Ich habe überhaupt nichts dagegen, an so einer Veranstaltung teilzunehmen, wenn ich mich explizit dafür entscheide. Für die externe Positionierung als Bloggerkonferenz fände ich es jedoch wichtig klarzumachen, dass es sich nicht nur um die typischen Frauenthemen dreht – außer das ist gewollt, dann müsste das aber auch eindeutig mitgeteilt werden.
PS: Im Übrigen hätte ich mich auch für die Weine der Winzerinnen interessiert. Den Nutzen davon, dass Frauen Frauen von Winzerinnen überzeugen, verstehe ich nicht ganz.
Salt in the City 2017: Wie fanden es die anderen
- Mami rocks
- Austria insider info
- und sicher weitere, die ich noch nicht gefunden habe
Servus Markus!
So muss Bloggen! Wirklich ein klasse Artikel, den du da geschrieben hast!
Und ich muss dir zustimmen: bei der Begrüßung hätte man als Vertreter der Minderheit (Männer) wirklich glauben können, man säße im falschen Film oder wohne gerade der falschen Begrüßung / Veranstaltung bei. Das Thema schien zu lauten: „alles von der Frau für die Frau!“. Männer kamen hier scheinbar ganz bewusst nicht vor. Außer vielleicht dem Mozart auf seiner Kugel 😉 .
Dein Beitrag wird selbstredend verlinkt!
Have fun
Horst
Hallo Horst, danke für dein positives Feedback, hat mich sehr gefreut. Wie gesagt, leider war die Chance für das Nettwörking etwas gering, sonst hätten wir uns schon eher austauschen können. Ich möchte nur ausdrücklich betonen, dass ich jetzt kein großes Fass aus diesem Männer-Frauen-Dings machen möchte. Einfach der Hinweis an die Organisatorinnen, die Veranstaltung genauer zu positionieren, damit alle, auch die Eröffnungsrednerinnen, wissen, wen sie vor sich haben – und sich alle Blogger richtig aufgehoben fühlen. Ich fand das Niveau der Vorträge sehr gut und die Erfahrungsberichte der Blogger besonders wichtig. Summa summarum eben eine gute Veranstaltung, auch mit dem Rahmenprogramm Instawalk und Landpartie. Keep on Blogging. Markus
Servus Markus!
Nana, ich sehe das mit der Begrüßung nicht so eng, denn ansonsten fand ich die Veranstaltung super! Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer, aber Caro und Sonja haben wirklich super Arbeit geleistet.
Have fun
Horst
Pingback: Salzburger Landpartie – Pflugblatt* (beta)